Rettung vor dem Ertrinken

Sven Silberzahn, Andreas Muschalle und Franz Schreiner (von links) haben viele Stunden ihrer privaten Zeit dafür genutzt, die Ausbildung zum Rettungsschwimmer zu absolvieren. Gemeinsam mit anderen Mitstreitern des Tauchclubs Hohensachsen sind sie jetzt offiziell befähigt, Menschen aus dem Wasser zu retten. BILD: MICHAEL CALLIES

Mit solch einer Resonanz hatten die Verantwort­lichen des Tauchclubs Hohensachsen nicht gerechnet. Insgesamt 20 Mitglieder des am Waidsee beheimateten Vereins haben das Deutsche Rettungs­schwimm­abzeichen in Silber absolviert und bestanden. Mit ihrem Einsatz machen sie die Schwimmbäder und Seen der Region jetzt ein wenig sicherer.
„Als wir unseren Mitgliedern diesen Kurs angeboten haben, haben wir höchstens mit ein oder maximal zwei Teilnehmern gerechnet. Dass es dann 20 waren, ist schon sensationell“, sagt der zweite Vorsitzende Andreas Muschalle, der selbst an der Ausbildung teilnahm. Dafür habe der Verein gerne die Kosten von rund 50 Euro pro Person übernommen. Muschalle war übrigens mit seinen 66 Jahren der älteste Teilnehmer aus Weinheim.
Insgesamt dauerte die Ausbildung, die von der DLRG-Ortsgruppe Hemsbach organisiert wurde und größtenteils im Hohen­sachsener Viktor-Dulger-Bad stattfand, drei Monate. Neben jeder Menge Theorie standen wöchentlich auch zahlreiche praktische Momente auf dem Stundenplan. Ob beim Transport­schwimmen, beim Tieftauchen, beim Tauchen mit Kleidung oder beim Erlernen der besonderen Rettungs­haltegriffe – alle Prüfungs­teile hatten so ihre Besonder­heiten. Die Inhalte sind übrigens deutschland­weit vorgegeben und damit standar­disiert. Für Sven Silberzahn, der mit seinen 25 Jahren der jüngste Teilnehmer des Kurses war, war es auch wichtig, zu erlernen, wie man zu Rettende durch Lösen aus einer Umklammerung mittels eines Befreiungs­griffs herausholt und der Panik­situation dadurch begegnet. „Der Kurs hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Wir hoffen natürlich alle, dass wir das Erlernte nie anwenden müssen, aber sollte es zu einem Notfall kommen, sind wir jetzt bestens gewappnet, zu helfen.“ Und weiter: „Ich tauche seit gut sechs Jahren. Auch beim Tauchen kann ich natürlich die Kenntnisse anwenden, wenn einmal etwas passieren sollte.“
Notfälle gab es in den vergangenen Jahren in den Gewässern der Region immer mal wieder (siehe dazu auch den Info-Kasten auf dieser Seite). Ob im Weinheimer Waidsee – dem vertrauten Heimgewässer der Taucher – im Hemsbacher Wiesensee, im Heddesheimer oder Bensheimer Badesee, immer wieder ertranken auch Menschen. Der Grund für die Häufung von Badeunfällen liege auf der Hand, meint Franz Schreiner, langjähriges Mitglied des Tauchclubs, gute Seele des Vereins und ebenfalls seit wenigen Tagen offizieller Rettungs­schwimmer: „Früher wurde in der Schule noch Schwimmen gelernt, das ist heute selten der Fall.“ In der Tat ist das in den Schulplänen längst nicht mehr verankert. Abgesehen davon haben viele Städte und Gemeinden ihre Hallenbäder wegen zu hoher Unterhaltungs­kosten geschlossen. Auch Personal­mangel zwinge viele Kommunen zum Schwimmbadaus. Außerdem: Während der Pandemie hat über längere Zeiträume praktisch keine Schwimm­ausbildung stattfinden können. Das sind jetzt die Nachwehen. Auch Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, seien immer wieder unter den Opfern. Dadurch, dass Schwimmen in vielen Ländern nicht zum Kulturgut gehöre, werde die Gefahr unterschätzt, ist man sich beim Tauchclub sicher.
Viele seien Nicht­schwimmer. Auch die Sprach­barriere und das „Nichtlesen-können“ von Warn­schildern trage dazu bei, leichtsinnig zu sein. Ein wenig stolz sind die Taucher aus Hohensachsen natürlich auf sich selbst, wenngleich sie sich nicht unbedingt als neue, braun gebrannte Baywatch-Truppe in knallroten Badeshorts, Bikinis und Rettungsboje sehen. In der US-Kultserie aus den 90er-Jahren „rettete“ Schauspieler David Hasselhoff alias Mitch Buchannon mit seinem Team am Strand von Malibu Menschen in Not. Der Strand am Waidsee sei damit natürlich nicht zu vergleichen, sind sich alle drei einig. Dennoch, wenn irgendwann nur ein einziges Leben durch die neuen Rettungs­schwimmer gerettet werden kann, haben sich die Mühen gelohnt.

– Mit freundlicher Genehmigung der Weinheimer Nachrichten, erschienen am 12.03.2024.
Autor: Michael Callies
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Ein gutes Beispiel für andere Vereine: Der Tauchclub Hohensachsen hat jetzt zahlreiche Rettungsschwimmer in seinen Reihen. BILD: TAUCHCLUB