Mit solch einer Resonanz hatten die Verantwortlichen des Tauchclubs Hohensachsen nicht gerechnet. Insgesamt 20 Mitglieder des am Waidsee beheimateten Vereins haben das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Silber absolviert und bestanden. Mit ihrem Einsatz machen sie die Schwimmbäder und Seen der Region jetzt ein wenig sicherer.
„Als wir unseren Mitgliedern diesen Kurs angeboten haben, haben wir höchstens mit ein oder maximal zwei Teilnehmern gerechnet. Dass es dann 20 waren, ist schon sensationell“, sagt der zweite Vorsitzende Andreas Muschalle, der selbst an der Ausbildung teilnahm. Dafür habe der Verein gerne die Kosten von rund 50 Euro pro Person übernommen. Muschalle war übrigens mit seinen 66 Jahren der älteste Teilnehmer aus Weinheim.
Insgesamt dauerte die Ausbildung, die von der DLRG-Ortsgruppe Hemsbach organisiert wurde und größtenteils im Hohensachsener Viktor-Dulger-Bad stattfand, drei Monate. Neben jeder Menge Theorie standen wöchentlich auch zahlreiche praktische Momente auf dem Stundenplan. Ob beim Transportschwimmen, beim Tieftauchen, beim Tauchen mit Kleidung oder beim Erlernen der besonderen Rettungshaltegriffe – alle Prüfungsteile hatten so ihre Besonderheiten. Die Inhalte sind übrigens deutschlandweit vorgegeben und damit standardisiert. Für Sven Silberzahn, der mit seinen 25 Jahren der jüngste Teilnehmer des Kurses war, war es auch wichtig, zu erlernen, wie man zu Rettende durch Lösen aus einer Umklammerung mittels eines Befreiungsgriffs herausholt und der Paniksituation dadurch begegnet. „Der Kurs hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Wir hoffen natürlich alle, dass wir das Erlernte nie anwenden müssen, aber sollte es zu einem Notfall kommen, sind wir jetzt bestens gewappnet, zu helfen.“ Und weiter: „Ich tauche seit gut sechs Jahren. Auch beim Tauchen kann ich natürlich die Kenntnisse anwenden, wenn einmal etwas passieren sollte.“
Notfälle gab es in den vergangenen Jahren in den Gewässern der Region immer mal wieder (siehe dazu auch den Info-Kasten auf dieser Seite). Ob im Weinheimer Waidsee – dem vertrauten Heimgewässer der Taucher – im Hemsbacher Wiesensee, im Heddesheimer oder Bensheimer Badesee, immer wieder ertranken auch Menschen. Der Grund für die Häufung von Badeunfällen liege auf der Hand, meint Franz Schreiner, langjähriges Mitglied des Tauchclubs, gute Seele des Vereins und ebenfalls seit wenigen Tagen offizieller Rettungsschwimmer: „Früher wurde in der Schule noch Schwimmen gelernt, das ist heute selten der Fall.“ In der Tat ist das in den Schulplänen längst nicht mehr verankert. Abgesehen davon haben viele Städte und Gemeinden ihre Hallenbäder wegen zu hoher Unterhaltungskosten geschlossen. Auch Personalmangel zwinge viele Kommunen zum Schwimmbadaus. Außerdem: Während der Pandemie hat über längere Zeiträume praktisch keine Schwimmausbildung stattfinden können. Das sind jetzt die Nachwehen. Auch Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, seien immer wieder unter den Opfern. Dadurch, dass Schwimmen in vielen Ländern nicht zum Kulturgut gehöre, werde die Gefahr unterschätzt, ist man sich beim Tauchclub sicher.
Viele seien Nichtschwimmer. Auch die Sprachbarriere und das „Nichtlesen-können“ von Warnschildern trage dazu bei, leichtsinnig zu sein. Ein wenig stolz sind die Taucher aus Hohensachsen natürlich auf sich selbst, wenngleich sie sich nicht unbedingt als neue, braun gebrannte Baywatch-Truppe in knallroten Badeshorts, Bikinis und Rettungsboje sehen. In der US-Kultserie aus den 90er-Jahren „rettete“ Schauspieler David Hasselhoff alias Mitch Buchannon mit seinem Team am Strand von Malibu Menschen in Not. Der Strand am Waidsee sei damit natürlich nicht zu vergleichen, sind sich alle drei einig. Dennoch, wenn irgendwann nur ein einziges Leben durch die neuen Rettungsschwimmer gerettet werden kann, haben sich die Mühen gelohnt.
– Mit freundlicher Genehmigung der Weinheimer Nachrichten, erschienen am 12.03.2024.
Autor: Michael Callies
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